M. Volteius. Denar 78 v. Chr., Rom. Behelmte Büste der Ma Bellona, Stz. Kugel / Cybele in Löwenbiga, Stz. MH. Cr. 385, 4 Syd. 777 3.65 g.
Kabinettstönung Prägeschwäche auf 6h, gutes Sehr schön
Gutes Sehr schön; RÖMISCHE MÜNZEN; REPUBLIKANISCHE PRÄGUNGEN; diverse
Auf die kleinasiatische Kriegsgöttin Ma Bellona, die hier im Avers gezeigt wird, traf Sulla während seiner Proprätur in Kappadokien. Seitdem verehrte er sie als seine persönliche Siegesgöttin.
Zu diesem bemerkenswerten Münztyp zuletzt Katharina Martin (in Haymann et al. 2020):
Der im Jahr 78 v. Chr. geprägte Denar zeigt auf der Rückseite Cybele oder Magna Mater (die Große Mutter) in einem von zwei Löwen gezogenen Wagen. Diese Göttin gehörte nicht zum urrömischen Pantheon, sondern wurde 205/204 v. Chr. regelrecht nach Rom importiert. Im zweiten Punischen Krieg (218-201 v. Chr.) sah sich Rom in einer existenziellen Krise, weshalb man sich hilfesuchend an die Götter wandte. Der Geschichtsschreiber Livius berichtet später, man habe in den sibyllinischen Büchern den Rat gefunden, bei einer nationalen Bedrohung die Große Göttin aus Kleinasien zu Hilfe zu holen. Hierbei handelte es sich um die im Osten vielerorts präsente und verehrte Kybele mit einer starken Verwurzelung im Naturraum. Als Muttergottheit, als Herrin der wilden Tiere, als ortsgebundene Schutzpatronin war sie zunächst in gestaltlosen Steinmalen verehrt worden und hatte durch den griechischen Einfluss menschliche Gestalt angenommen.
Eine Delegation des römischen Senats verhandelte mit dem pergamenischen König Attalos I. und durfte schließlich ein Kultbild mit nach Rom nehmen abgesehen von der religiösen Intention konnte diese Reise auch außenpolitisch als diplomatischer Erfolg verbucht werden. Ihre Ankunft in Rom wurde als feierlicher Einzug inszeniert, involviert waren die angesehensten Personen der römischen Nobilität. Die kleinasiatische Göttin wurde ins römische Pantheon integriert und nahm alsbald der Erfolg Roms im zweiten punischen Krieg und die Abwehr der Gefahr gab ihr Recht in der vordersten Reihe der staatstragenden Kulte Platz; ein Tempel wurde ihr auf dem Palatin errichtet, inmitten der Villen der römischen Aristokratie. Hier zeigt sich der integrative Charakter der römischen Religion, der es als polytheistischer Religion leichtfiel, fremde Gottheiten zu akzeptieren (die keinen Ausschließlichkeitsanspruch besaßen) und die flexibel und offen für Veränderungen war, gerade wenn politische Gegebenheiten dies nahelegten. Doch galten durchaus römische Spielregeln: Aus der kleinasiatischen Kybele wurde Cybele/Magna Mater, das heißt sie wurde romanisiert, sie erhielt eine römische Gestalt und noch wichtiger einen römischen Kult.
Von dem Ereignis berichten antike Autoren genauso wie die vorliegende Münze, die knapp 130 Jahre später ausgegeben wurde und die zu einer umfangreichen Serie von Denaren des Münzmeisters M. Volteius gehört. Wir sehen auf der Rückseite eine aktive Göttin, kein ungestaltes Kultbild: Die Göttin fährt nach Rom in einem Wagen, der von zwei Löwen gezogen wird, sitzt auf einem Thron mit hoher Lehne und hält die Zügel in der Hand. Auf dem Kopf trägt sie eine Mauerkrone, das heißt, sie bringt ihre stadtschützende Kraft aus ihrer Heimat mit und überträgt sie auf Rom.
DR. BUSSO PEUS NACHF.
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